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Nein sagen – Abgrenzung und ein gesundes Nein ist ein Ja zu dir

Nein sagen – wie du dich richtig abgrenzt ohne egoistisch zu sein

Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier.
Podcast
#ichmachdasjetzt Mindset für ein glückliches Leben mit Simone Janak mit der Moderation von Gelena Stillmann.

Folge #2 Nein ist auch ein Wort

Wir kennen das alle, oft wollen wir etwas nicht, aber trotzdem lassen wir es zu. Wir sagen Ja, obwohl wir eigentlich Nein sagen möchten. Nein sagen, das tun wir generell viel zu selten. Dabei ist das gesunder Egoismus. So nennst du es, Simone, oder? Warum ist Nein sagen denn so wichtig?

Simone: Nein ist tatsächlich ein ganzer Satz. Okay, eigentlich ist es nur ein Wort, aber ein sehr wichtiges Wort. Wenn wir schauen, wie oft wir mit Nein konfrontiert werden, ist es wirklich spannend, dass wir uns im Erwachsenenalter trotzdem so schwer tun damit. Kinder, hören etwa bis zum sechsten Lebensjahr über 60000-mal das Wort Nein. Diese Zahl kann ich zwar jetzt nicht direkt belegen, aber es ist schon eine ganze Menge, auch wenn man an die eigene Kindheit zurückdenkt.
Was die Kinder dabei aber nicht lernen, ist es, eigene Grenzen zu setzen. Sie hören zwar das Nein von den Großen, dürfen aber selbst eigentlich nie Nein sagen. Das Ganze wird dann sehr verwirrend, wenn sie ein Nein hören, sich danach auf den Boden schmeißen, und plötzlich wird aus dem Nein ein Na gut, oder gar ein Ja. Den Kindern fehlt daher oft der direkte Zugang zu einem gesunden Nein. Sie hören ständig, was sie alles nicht dürfen, weil sie zu klein sind, oder weil sie das noch nicht schaffen.
Dessen muss man sich bewusstwerden, wenn wir darüber sprechen, was Nein sagen im Alltag, bei uns eigentlich bedeutet. Nein zu sagen ist ein Ja zu dir selbst, was sehr wichtig ist. Das meine ich mit gesundem Egoismus. Gesunder Egoismus ist nichts Böses, sondern bedeutet einfach nur, ich bin mir bewusst, was mir guttut, und ich bin mir auch bewusst, was mir gerade nicht guttut. Da kommen dann die kleinen inneren Stimmen, die sagen: „Ja aber, das kannst du nicht machen. Was sollen die anderen denken, wenn du jetzt Nein sagst, dann …“

Da hast du es jetzt selbst angesprochen: Wir hören immer wieder Nein, nicht nur in der Kindheit, sondern auch im Alltag und im Beruf bekommt man oft ein Nein zu hören. Aber warum fällt es uns dann so schwer, selbst Nein zu sagen, wenn wir so oft damit konfrontiert worden sind?

Simone: Weil wir es tatsächlich nicht gelernt haben, dass ein Nein ein wirklich bewusstes Nein sein kann. Es bedeutet, zu sich und zu dem, was jetzt einfach richtig ist, zu stehen. Der Hauptgrund dahinter ist, dass wir große Angst davor haben, abgelehnt zu werden. Also kurz gesagt, vor den Konsequenzen eines Neins.
Das Schlimme daran ist, das passiert eigentlich nur in unserem Kopf. Meist denkt der andere gar nicht so viel darüber nach, wie wir es selbst tun, was unser Nein bedeuten würde. Das heißt, wenn wir Nein denken und Ja sagen, passiert das meistens einfach, nur weil wir Angst haben, dass der andere uns vielleicht seine Liebe oder seine Anerkennung entziehen könnte. Und das wollen wir natürlich nicht, und deswegen sagen wir Ja. Ob das gesund und gut ist, ist natürlich eine andere Frage.

Also sollte man eigentlich Nein zum Kopf und zu den eigenen Gedanken sagen und Ja zum Bauchgefühl, wenn man etwas gerade einfach nicht machen möchte?

Simone: Absolut, es hat auf jeden Fall etwas mit dem Bauchgefühl zu tun, aber man darf natürlich auch den Verstand dazu als Werkzeug nutzen und sagen, okay, auch wenn mein Bauchgefühl zwar jetzt gerade Nein sagt, kann ich die Situation trotzdem mit dem Verstand bewerten und entscheiden, macht das denn jetzt Sinn und ist es mir wirklich wichtig.
Beispielsweise ist es sinnvoll, die Zeit für den Umzug bei Freunden lieber für mich zu verwenden? Wenn ich zu dem Punkt komme, ja, das wäre sinnvoll, dann darf ich auch mal Nein sagen. Das Spannende daran ist, meist passiert eigentlich gar nichts danach.

Im privaten Leben oder auch im beruflichen Alltag, gerade wenn man weiterkommen will, da ist es, glaube ich, besonders schwer, Nein zu sagen, da man sich fragt, ob man bei einem Nein einen Nachteil hat.

Simone: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sogar das Gegenteil der Fall sein kann. Dass in unserer heutigen Zeit die sogenannten Ja-Sager eigentlich gar nicht unbedingt weiterkommen müssen, sondern dass es darum geht, mutig zu sich und zum eigenen Weg zu stehen. Das bedeutet auch einmal Dinge in Frage zu stellen, die vielleicht von anderen vorgegeben wurden. Nur weil alles schon immer so war, und wir immer alles so oder so gemacht haben, bedeutet das nicht, dass es noch heute der richtige Weg ist. Ich glaube, man darf den Mut haben, auch einmal Nein zu sagen.
Manchmal würde ich vorschlagen, gerade wenn es um Chefs oder führende Mitarbeiter geht, dann schon eine Begründung dabei zu haben. Es geht dabei nicht um eine Rechtfertigung, sondern darum, mit fundierten Argumenten zu erklären, warum dieses Nein jetzt sinnvoll ist, oder dass es einen anderen Weg, also eine Alternative, hier gibt, die man stattdessen machen könnte.

In welchen Situationen sollte man denn ganz klar Nein sagen und an sich denken?

Simone: Wenn ich schon weiß, dass ich komplett überfordert bin, und dass ich gar keine Zeit mehr für mich selbst habe, oder überhaupt nur weiß, was meine Bedürfnisse sind, ist der späteste Zeitpunkt gekommen, um einfach mal Nein zu sagen. Denn ich hatte schon gesagt, es ist ein Ja zu mir selbst. Das heißt, ich darf erst schauen, wo sage ich denn permanent Nein, und wo sage ich permanent Ja, obwohl ich Nein meine? Wem gegenüber ist das denn so? Meist sind es immer dieselben Personen oder Situationen, bei denen mir das passiert. Zum Beispiel bei Kindern, Eltern oder beim Nachbarn. Oder aber bei den typischen Chefs oder Kollegen, die uns begegnen.

Sollen man dann ehrlich sein und sagen, warum man in dem Moment Nein sagt, oder braucht man eigentlich gar keine „Ausrede“ dafür oder eben für das schlechte Gewissen oder soll man einfach nur sagen tut mir leid, Nein ohne Erklärung?

Simone: Das Wichtigste ist, dass wenn es eine Erklärung gibt, dass keine Rechtfertigung dahinter ist, denn es geht hier nicht um Rechtfertigung. Es geht einzig und allein darum, für sich einzustehen und wenn du Nein sagst, dann kannst du natürlich auf wertschätzende Art und Weise sagen, warum das so ist, wenn du das möchtest.
Beispielsweise kannst du nicht beim Umzug helfen. Du wurdest gefragt, ob du kommen kannst, und du hast an dem Tag einfach keine Zeit oder auch keine Lust, dann kannst du sagen, es tut mir leid, ich schaffe es heute nicht. Und dann kannst du für dich entscheiden, ob es sinnvoll ist, zu sagen, ich bin beim Sport. Aber das musst du nicht, denn alles, was mit einer Rechtfertigung einher geht, bedeutet wieder, ich muss mich für etwas entschuldigen. Das musst du aber nicht!

Aber woher kommt denn dieses schlechte Gewissen, das uns plagt, wenn wir Nein sagen? Und wie kann man es am besten ignorieren?

Simone: Es geht wahrscheinlich weniger darum, es zu ignorieren, sondern eher darum zu schauen, woher kommt es, und was ich damit machen kann. Tatsächlich ist es in der Vergangenheit begründet, dass wir denken, wenn wir Nein sagen, verlieren wir die Anerkennung oder die Liebe von anderen Menschen.
Was immer hilft ist, sich ein Worst Case Szenario zu überlegen: Was könnte denn schlimmstenfalls passieren, wenn ich jetzt Nein sage? Da kommen wahrscheinlich üble Horrorszenarien auf, aber dann kann man sich die Frage stellen, wie wahrscheinlich die denn sind. Und wenn wir ganz ehrlich sind, stellen wir fest, dass das so wahrscheinlich gar nicht ist.
Am besten übt man einmal Nein zu sagen in „kleinen“ Situationen, die vielleicht noch nicht ganz so „haarig“ sind und schaut, was passiert. Im Normalfall wird uns „der Kopf nicht abgerissen“, und wir sind danach noch immer glücklich und freundlich. Wir freuen uns an unserer Beziehung mit diesen Menschen und es ist gar nichts passiert.
Und je mehr wir dieses Nein sagen üben, und zwar ohne Rechtfertigung, desto weniger wird sich auch das schlechte Gewissen melden. Dann haben wir einen gesunden Egoismus, was bedeutet, ich entscheide bewusst, wann ich Ja sage, und wann ich Nein sage.

Vielen Menschen fällt es schwer, ja zu sich selbst und ja zu bestimmten Gelegenheiten zu sagen. Wie schafft man es, sich zu trauen wirklich ja, ja ja, ja zu sagen?

Simone: Das ist ein Prozess, zu dem viel dazu gehört. Sich zu fragen: Habe ich mir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was mir eigentlich wichtig ist? Kenne ich meine Bedürfnisse? In unserer schnelllebigen Zeit passiert es so häufig, dass die meisten Menschen gar nicht mehr wissen, was ihre Bedürfnisse sind. Innehalten, nachdenken: Was ist mir wichtig, wer bin ich eigentlich?
Denn nur wenn ich mir dessen klar bewusst bin, was ich möchte und was meine Bedürfnisse sind, dann kann ich auch wirklich gezielt Nein sagen zu allem anderen.

Was ist, wenn man nicht weiß, wer man ist?

Simone: Dann darf man sich auf die wunderbare Suche zu sich selbst machen. Das ist ein langer Prozess, aber er beginnt immer mit dem ersten Schritt. Und wenn dieser erste Moment gekommen ist zu sagen: „Oh Mann, ich weiß gar nicht, was meine Bedürfnisse sind“, das ist doch eine gute Nachricht, denn das ist genau dieser erste Schritt genauer hinzusehen.
Wann tue ich Dinge, die mir eigentlich gar keinen Spaß machen? Wie fühle ich mich in meinem Alltag? Immer wieder etwas innehalten im Alltag, auch zu sagen, was mache ich gerade, und wie fühle ich mich dabei? Ist es gut? So kommt man Schritt für Schritt ein bisschen näher zu dem, was wirklich in einem steckt.

Gibt es vielleicht tägliche Erinnerungen, die ich mir selbst erstellen kann, oder andere Dinge, die ich tun kann, damit ich es einfach nicht vergesse, Ja zu sagen zu mir selbst.

Simone: Manchmal ist es ganz sinnvoll, Dinge aufzuschreiben, und ich würde empfehlen, eine Liste zu machen mit all den vielen Jas, die eigentlich ein Nein waren. Wo hast du in deinem Leben Ja gesagt, obwohl es ganz eindeutig ein Nein gewesen wäre und sich dann die Frage zu stellen, was ist daraus geworden?
Allein das hilft schon, im Gehirn den Schalter umzulegen und festzustellen, das war eigentlich nicht sonderlich sinnvoll. Wir könnten einen Wecker stellen, und der alle Stunde immer nur Nein sagt. Aber ich glaube, das wäre etwas übertrieben. Besser ist es, selbst immer wieder einmal zu schauen. Und wenn ein Ja im Raum steht, zu fragen: Will ich das gerade wirklich? Lieber bereits am Anfang einmal mehr Nein sagen, einfach nur um Üben?

Oder vielleicht ein Post-it morgens an den Spiegel hängen mit Nein sagen?

Simone: Oder vielleicht noch besser in dem Fall Ja zu mir, das wäre dann direkt der Fall im Spiegel, wo man sich gleich anlächeln kann, und da ist dann das Nein auch schon mittendrin.

Es gibt auch den Film „Der Ja-Sager“, wo Jim Carrey zu allem Ja sagen muss, egal ob er will oder nicht. Schlussendlich bringt ihn das aber dann weiter. Wäre das auch eine gute Taktik fürs echte Leben, immer eine Zeitlang wenigstens Ja zu sagen?

Simone: Das ist wahrscheinlich individuell zu sehen. Über die Übungen darf dann jeder selbst entscheiden. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir dranbleiben bei diesem Thema Nein und Ja sagen, ob das jetzt ein übertriebenes Ja sagen sein muss, oder ein übertriebenes Nein sagen, beides hilft. Hauptsache, man macht sich das jedes Mal wieder bewusst, dass wir gerade vor dieser Entscheidung stehen. Denn oftmals treffen wir Entscheidungen, ohne wirklich darüber nachzudenken.

Was ist denn, wenn man sich nicht sicher ist, ob man Ja oder Nein sagen soll?

Simone: Dann heißt es innehalten und erstmal zu sich sagen: Ich muss sofort gar nichts entscheiden, und ich atme zehnmal tief durch. Und wenn es dann wirklich eine Entscheidung ist, die es in den nächsten Minuten zu fällen ist, durchatmen und überlegen, was sind jetzt gerade die Optionen. Wenn es ein bisschen länger dauern darf, dann kann man natürlich die typischen Pro- und Contralisten machen. Wenn es kurzfristig ist, ebenfalls erst innehalten und sich fragen, wie fühle ich mich? Wir haben so etwas wie die Intuition. Wir dürfen auch beginnen, wieder ein bisschen mehr auf sie zu vertrauen, und meist ist das Nein eigentlich schon da, nur wir ignorieren es einfach.

Also schon auf das Bauchgefühl achten?

Simone: Auf jeden Fall auch. Wir sind so vom Verstand gesteuert, und es hilft sicherlich, das Bauchgefühl zu befragen und dann gemeinsam mit dem Verstand, noch einmal zu bewerten, ob die Situation jetzt so passt.

Achtsamkeit ist also nicht nur beim Nein sagen wichtig, sondern auch, wenn es um unseren oft so stressigen Alltag geht. Und darum geht es auch in unserer nächsten Podcast Folge. Vielen Dank, Simone.

Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“

Deine Simone

PS: Wenn du direkt durchstarten möchtest und deine Strukturen, die dich von einem gesunden Nein abhalten, auflösen möchtest, dann melde dich doch bei mir zu einem kostenlosen Beratungsgespräch: www.simonejanak.de/

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