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#6 Gesunde Abgrenzung ohne Egoismus und ohne schlechtes Gewissen

Podcast #6 Was gesunde Abgrenzung ist, und warum du deswegen kein schlechtes Gewissen haben musst

Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier. Im Interview mit Gelena Stillmann.

Was ist da los?

Eine gesunde Abgrenzung ist oft nicht einfach, aber sehr wichtig. Dafür ist eine klare Kommunikation nötig. Simone, vielleicht zuerst an den Anfang: Wie wichtig ist es generell, sich abzugrenzen, ganz gleich, ob in der Partnerschaft, mit Freunden oder Kollegen, und was bedeutet das überhaupt?

Simone: In Zeiten wie diesen ist es besonders wichtig, sich abzugrenzen, denn wir sind permanent überfordert mit den Informationen, die zu uns gelangen. Aber natürlich auch mit den Menschen, mit denen wir kommunizieren, täglich online wie offline. Es ist wichtig, das richtige Maß zu finden, wen möchte ich nah an mich heranlassen und wen weniger. Im Prinzip ist die Abgrenzung nichts anderes als der Abstand zu der anderen Person, der für mich wichtig ist. Das ist wie beim Tanzen, dabei möchte ich auch nicht zwei Meter vom Partner entfernt sein, dann habe ich ihn nicht mehr an der Hand. Oder auch nicht zu nah, denn das könnte unangenehm werden, vor allem wenn derjenige einem dann auf die Füße tritt.

Nähe und Distanz sind das Thema. Was heißt das, und wie gehe ich im Alltag damit um? Vielleicht hast du ein paar Beispiele?

Simone: Wichtig ist es, zu wissen, was verstehe ich unter Nähe und Distanz? Wenn ich zehn Menschen befrage, dann bekomme ich definitiv zehn Antworten. Für die einen bedeutet Nähe, ein permanentes Kuscheln und dem anderen auch körperlich nah zu sein. Für andere ist es schon Nähe, wenn man einmal pro Woche telefoniert. Gerade in Familien passiert es sehr häufig, dass das Verständnis von Nähe und Distanz komplett unterschiedlich ist. Die Eltern zum Beispiel haben manchmal lieber mehr Kontakt als die Kinder oder auch umgekehrt.
Und es ist nötig, für sich selbst festzustellen, wie wichtig einem der Kontakt zu einer Person ist und wie viel Nähe möchte ich. Dann ist es auch wichtig, darüber zu sprechen, denn nur wenn wir klar kommunizieren, können wir in jeder Beziehung ein gutes Maß an Nähe und Distanz schaffen.

Wie können wir denn klar kommunizieren, ohne den anderen zu verletzen, wenn wir ausdrücken möchten, es ist mir zu nahe?

Simone: Das Wichtigste ist, dass ich weiß, warum ich in dem Fall Distanz haben möchte. Ich muss mir bewusst machen, weshalb möchte ich gerade nicht so viel Nähe und woher kommt das. Ich darf auch die Ängste der anderen Person wahrnehmen. Oft ist es so, wenn wir uns abgrenzen, haben wir auch selbst Angst, dass der andere uns vielleicht seine Anerkennung oder Liebe entzieht. Das heißt, wir müssen uns sehr stark bewusst machen, wo wir gerade selbst stehen, aber auch wo der andere steht.Wenn ich das weiß, kann ich tatsächlich wertschätzend kommunizieren und meinen Status mitteilen: Beispielsweise: „Ich habe gerade sehr, sehr viel zu tun. Wie wäre es, wenn wir uns nur noch einmal die Woche treffen? Ist das OK für dich?“ So kann man etwas antizipieren, was der andere eigentlich dazu meint.

Spannend und warum ist es wichtig, dass man sich generell, und gleichzeitig gesund abgrenzt? Und was passiert, wenn man es nicht macht?

Simone: Es geschieht sehr häufig, dass wir „Ja“ sagen und „Nein“ meinen. Eine gesunde Abgrenzung ist im Prinzip ein „Ja“ zu sich selbst. Gerade in einer Zeit, wo wir immer erreichbar und ständig unter Druck sind, ist es wichtig, auch ein „Ja“ zu sich zu haben. Wenn du Zeit für dich hast, kannst du deine Energie wieder auftanken. Wenn du dich nicht abgrenzt und überall „Ja“ sagst, kommst du aus deinem Hamsterrad nicht heraus.

Das heißt es ist auch wichtig, sich nicht nur von gewissen Menschen abzugrenzen, sondern auch von Situationen, oder?

Simone: Von Situationen, von Erlebnissen, aber natürlich vor allem auch von Aufgaben. Wenn du dazu neigst, immer diejenige zu sein, die den Kuchen backt, wenn danach gefragt wird, darfst du natürlich auch einmal „Nein“ sagen. Man fragt sich zwar oft: Darf ich das? Und da sind wir bei der Angst, was geschieht, wenn man „Nein“ sagt.
Dazu ein sehr guter Tipp: Frage dich, was könnte schlimmstenfalls sein, wenn du es nicht machst, wenn du nicht zu diesem Event gehst und „Nein“ sagst. Bei diesem sogenannten Worst Case Scenario, stellt sich meist heraus, dass gar nichts passieren wird. Das „Theater“, das wir im eigenen Kopf haben, findet nicht bei den anderen statt, sondern nur bei uns selbst.

Man fragt sich wahrscheinlich oft, ob es sehr egoistisch ist, wenn man ablehnt. Aber eigentlich ist es das nicht, oder?

Simone: Es passiert sehr selten, dass wirklich eine negative Reaktion kommt. Ist dies der Fall, hat das meist mehr mit dem anderen mehr zu tun als mit einem selbst. Eine gesunde Abgrenzung ist völlig in Ordnung.

Also gesunder Egoismus?

Simone: Es ist ein gesunder Egoismus, das heißt, ich entscheide bewusst, mit wem ich meine Zeit verbringe. Das bedeutet nicht, dass ich den anderen deswegen nicht mehr mag. Da sind wir wieder bei der wertschätzenden Kommunikation. Ich darf das klar sagen und trotzdem nicht die Gefühle des anderen verletzen.

Man verliert dadurch an Energie, wenn man immer „Ja“ sagt und versucht, es den anderen recht zu machen und sich nicht abgrenzt, oder?

Simone: Richtig, das ist ein absolutes Energiethema, wenn wir permanent damit beschäftigt sind, es den anderen recht machen zu wollen. Wir vereinbaren Termine, die wir vielleicht eigentlich gar nicht wahrnehmen wollen, und wir gehen zu Treffen, obwohl wir eigentlich keine Lust dazu haben. Irgendwann – früher oder später – sagt der Körper: “Ich kann nicht mehr“ und manchmal wird man auch krank, erkältet sich. Das alles kann passieren, und dann ist man gezwungen, sich abzugrenzen. Aber selbst da ist manchmal die Grenze noch nicht erreicht, denn manche gehen auch krank zur Arbeit. Das ist der Moment, wo man merkt, es wäre schon vorher Zeit gewesen, sich abzugrenzen.

Die Energiefresser zu erkennen ist ein wichtiges Thema, denn die Energiespeicher sind gerade in Zeiten wie diesen leider oft leer. Darum geht es in unserer nächsten Podcastfolge: Unsere eigene Energietankstelle, danke Simone.

Simone: Darauf freue ich mich schon sehr, danke dir.

Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“

Deine Simone

PS: Wenn du direkt durchstarten möchtest und deine Strukturen, die dich von einem gesunden Nein abhalten, auflösen möchtest, dann melde dich doch bei mir zu einem kostenlosen Beratungsgespräch: www.simonejanak.de/

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