Podcast #22 Perfektionismus - gut oder schlecht? Tipps! 2

Podcast #22 Perfektionismus – gut oder schlecht? Tipps!

Perfektionismus, woher er kommt, was du tun kannst, um mit Perfektionismus umzugehen

 

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich etwas – was mit Abstand gesehen eigentlich eine Nichtigkeit ist – sehr perfektionistisch angehe.

In diesem Sinne, willkommen im neuen Podcast zum Thema Perfektionismus mit unserer lieben Simone Janak.

Simone: Ich freue mich sehr darauf, denn das Thema Perfektionismus geht uns alle an, egal ob wir direkt betroffen sind oder nicht.

Ja, leider. Was denkst du, sind die meisten Menschen eher Perfektionisten oder eher keine?

Simone: Es gibt tatsächlich beides, wobei ich persönlich glaube, dass die Perfektionisten überwiegen. Das hängt aber auch davon ab, was man eigentlich darunter versteht. Perfektionismus – positiv gesehen – bedeutet eigentlich nur, die Dinge gut machen zu wollen. Es spricht nichts dagegen, zu sagen: „Ich schaue noch einmal über das Produkt oder den Text drüber. Ich gehe mit Liebe zum Detail an die Dinge ran, und ich möchte auch etwas Gutes tun.“

Woher kommt denn der Drang zum Perfektionismus?

Simone: Wir lieben es, Anerkennung und Belohnung zu bekommen. Wenn wir etwas richtig gut machen, werden wir meist von der Gesellschaft, von der Arbeit oder früher auch von den Eltern belohnt, zumindest im besten Fall. Daher wissen wir, wir müssen Leistung erbringen, um Anerkennung zu bekommen. Oft kommt dann noch dazu, dass wir uns denken: „Alles, was ich tue, ist sowieso nicht gut genug, ich muss es noch besser machen.“

Perfektionismus ist also nicht angeboren?

Simone: Perfektionismus kann zum Teil angeboren sein. Wenn ich zum Beispiel in meinem Charakter eine Neigung dazu habe, Dinge einfach gründlich machen zu wollen, ist das auch eine Form von Perfektionismus. Jemand, der sehr viel Ordnung und Struktur haben möchte, ordnet zum Beispiel seine Handtücher nach Farben.
Das ist ein gewisser Perfektionismus, ein ästhetischer Anspruch, der bei den meisten Menschen tatsächlich aus ihnen selbst kommt. Aber der Großteil ist angelernt und kommt aus der Erziehung, dem Leistungsdenken und der ständigen Suche nach Anerkennung.

Es gibt den Ehrgeiz und den Perfektionismus. Wie weit liegen diese beiden Eigenschaften auseinander?

Simone: Beides kommt meistens zusammen, denn wenn ich sehr perfektionistisch bin, neige ich oft dazu, auch ehrgeizig zu sein. Das muss aber definitiv nicht so sein. Es gibt genügend Menschen, die durchaus ehrgeizig, aber nicht perfektionistisch sind.

Ein Prinzip, das ich kurz ansprechen möchte, ist das Pareto Prinzip. Es bedeutet, dass man mit 20 % Aufwand alles erreichen kann. Das ist an sich sehr ehrgeizig, hat aber nichts mit Perfektionismus zu tun.

Oft, wenn man das Wort Perfektionismus hört, denkt man automatisch an etwas Negatives. Ist denn Perfektionismus auch wirklich immer negativ, vor allem im Beruf?

Simone: Da würden wahrscheinlich einige Chefs direkt widersprechen. Denn Mitarbeiter, die wirklich im Detail mitdenken, ihre Arbeit ordentlich machen und qualitätssichernd nachfragen, sind durchaus positiv.
Also nein, es ist nicht immer negativ. Allerdings kann es sehr schnell passieren, dass daraus Ansprüche an den anderen generiert werden, die der vielleicht gar nicht mehr halten kann. Oder aber Ansprüche an sich selbst, die einen sehr großen Druck auslösen und dazu führen, dass wir manche Dinge gar nicht mehr anpacken, weil wir Angst haben, dass wir nicht perfekt sein könnten.

Ja, du hast es gerade angesprochen. Was ist, wenn man nicht perfektionistisch sein möchte, aber nicht anders kann?

Simone: Die Gründe kommen tatsächlich meist aus der Kindheit. Anlass war vielleicht die Kritik eines Lehrers: „Du kannst das sowieso nicht, du musst das besser machen!“ Oder die Eltern, die sagten: „Eine 1-2 ist super, aber warum war es denn keine 1?“ Stichwort Leistungsdruck, denn daraus sind diese Ansprüche an einen selbst überhaupt erst entstanden. Man kann sie auflösen, indem man an alte Glaubenssätze herangeht und Aufgaben vielleicht nur zu 80 % erledigt, um zu sehen, was dann passiert. Nehmen die anderen Menschen meine 120 % wirklich wahr, oder reichen nicht auch die 80 %?

Ab wann wird Perfektionismus für einen selbst anstrengend? Ab wann sollte man die Reißleine ziehen?

Simone: Erstens, wenn der Druck durch den Perfektionismus so hoch ist, dass ich den Stress nicht mehr ertrage. Und zweitens, wenn er verhindert, dass man überhaupt ins Handeln kommt.

Das ist das andere Extrem, Stichwort Aufschieberitis.

Simone: Perfektionismus ist häufig der Grund, wenn Menschen gar nicht mehr vorankommen und meinen, dass sie dem Anspruch, den sie eigentlich an sich haben, nicht mehr gerecht werden können.

Apropos Aufschieberitis. Wen das interessiert, und wer sie in den Griff bekommen möchte, kann einfach in die Podcast Folge 9 hineinhören.

Hat es auch etwas damit zu tun, wenn man die Kontrolle nicht abgeben möchte? Ist das ebenfalls eine Form von Perfektionismus?

Simone: Kontrolle? Schwieriges Thema! Kontrolle abgeben wollen wir alle nicht. Ja, das hängt auch mit dem Perfektionismus zusammen, denn der Perfektionist hat das Gefühl, wirklich alles zu können und im Griff zu haben. Wir versuchen durch Perfektionismus auch die Reaktionen anderer Leute zu kontrollieren. Wenn wir perfektionistisch arbeiten oder uns verhalten, gehen wir davon aus, dass wir dadurch positive Reaktionen bekommen. Also ist das auf jeden Fall ein Stück Kontrolle. Aber wir wissen auch, dass Kontrolle eine Illusion ist, die wir uns eigentlich sparen können.

Was sind denn Anzeichen für einen übertriebenen Perfektionismus?

Simone: Ich gebe ein Beispiel: Wenn jemand einen Fragebogen erstmal händisch ausfüllt, anschließend ihn in Reinschrift schreibt, und das Ganze nochmal am Computer wiederholt und dann immer noch nicht abgibt, weil vielleicht bei einer Frage noch etwas fehlt, ist das schon der Hinweis darauf, dass hier Perfektionismus im Spiel ist. Wenn ich Aufgaben grundsätzlich nicht angehe, weil ich Angst davor habe, dass sie nicht perfekt sein könnten, ist das ebenfalls ein Anzeichen.

Kleine Selbstreflektion: Wie gehe ich an Alltagsaufgaben heran? Warum gehe ich nicht zum Sport? Könnte es sein, dass es nicht ganz so perfekt läuft, wie ich mir das vorstelle. Viele Menschen gehen zum Beispiel nicht zum Yoga, weil sie denken, sie könnten unperfekt aussehen. Wer Yoga schon einmal gemacht hat, wird festgestellt haben, dass es andere Menschen gibt, die nicht super aussehen. Es gibt viele Anzeichen, egal bei welcher Aufgabe.

Es ist also ziemlich schwierig, glaube ich, den eigenen Perfektionismus in den Griff zu bekommen, oder?

Simone: Ja, es hat immer mit Bewusstsein zu tun. Auf der einen Seite darf man sich bewusst machen, dass das Thema wahrscheinlich ein altes Thema ist und nicht nur eine Aufgabe oder Aufgabengebiet betrifft, und auf der anderen Seite kann man auszuprobieren, was passiert eigentlich, wenn ich – in meinen Augen – nicht perfekt bin. Beispielsweise eine Aufgabe – meiner Meinung nach – unperfekt zu erfüllen und abzuwarten, was passiert. Meist geschieht nichts, denn der andere merkt es gar nicht.

Ich glaube, das ist ganz schwierig für eine Person, die so perfektionistisch veranlagt ist.

Simone: Ich übe das häufig mit Menschen in meinem Umfeld und verlange dann teils händisch aufgeschriebene Aufgaben, damit eben diese Perfektionismus alles am Computer und mit der Rechtschreibprüfung zu machen, nicht zum Zug kommt.

Ja, vielleicht hilft es auch zwischendurch eine Runde zu schlafen. Wie ich jetzt darauf komme? Ganz klar, denn Schlafen ist das Thema unseres nächsten Podcasts, und ich freue mich so sehr darauf, weil ich liebe es zu schlafen, Simone!

Simone: Ja, und es ist so gesund, und das schauen wir uns dann gemeinsam an,

Ich freue mich schon.

Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“

Deine Simone

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