#29 Narzissmus Masken: Täuschung und Realität im Alltag 2

#29 Narzissmus Masken: Täuschung und Realität im Alltag

#29 Narzissmus enthüllt: Die toxische Liebe zu sich selbst

 

Simone: Es geht um toxische Beziehungen und den Narzissmus.

Ich höre immer öfter von Freundinnen, dass sie an einen Narzissten geraten sind. Das klingt furchtbar für alle, die wissen, was ein Narzisst ist. Aber vielleicht für die, die es nicht wissen. Was bedeutet das eigentlich?

Simone: Narzissmus ist der unstillbare Wunsch nach Anerkennung und Bewunderung und eine übertriebene Einschätzung der eigenen Bedeutung. Das heißt, dass ein Mensch sich selbst komplett in das Zentrum der ganzen Aufmerksamkeit setzt, was für Beziehungen und Familien sehr schwierig werden kann. Es ist möglich, dass sich sogar eine richtige psychische Störung entwickelt.

 

Und woher kommt das?

Simone: Ich hole mal etwas aus: Vom Wort ausgehend, fällt mir das wunderbare Buch “Narziss und Goldmund“ von Hermann Hesse ein. Darin geht es nicht um den Narzissmus an sich, sondern um die Selbstverliebtheit von zwei jungen Männern, die im Zusammenhang miteinander den Sinn und den Geist verbinden. Es handelt sich hier um eine positive Selbstverliebtheit, wenn beide Elemente zusammenkommen.

Wenn man weiterschaut, findet man auch das Wort „Narzisse“. Und da wird es spannend, denn die Narzisse, die Blume, kommt von „betäubend“. Und da können wir einen Bogen schließen, denn Narzissten können richtig betäubend sein, da sie eine Energie haben, die uns völlig in den Bann zieht. Auch hier spielt viel offensichtliches Selbstbewusstsein eine Rolle. Dahinter steckt aber oft sehr wenig Selbstwert, und den versuchen sie sich zu holen, indem sie andere abwerten.

 

Wie erkennt man einen Narzissten? Vielleicht gibt es Warnhinweise und Alarmglocken, die läuten?

Simone: Vielleicht eine Art Frühwarnsystem. Das ist eine Gratwanderung, denn es gibt Menschen, die von Natur aus selbstbewusst sind. Sie nehmen Raum ein, stehen für sich ein, und ziehen die Leute in ihren Bann. Das heißt nicht unbedingt, dass sie von Natur aus so sind. Menschen mit ungesunden narzisstischen Zügen stellen immer wieder über andere.

Erste Anzeichen wären, wenn es in einem Gespräch auffällt, dass jemand permanent schlecht über andere redet, und sich selbst dabei aufwertet. Als Beispiel: Über die Freundin, die mit am Tisch sitzt, sagt er/sie: „Na ja, die macht immer das und das falsch und kann sowieso nichts“. Aber im Prinzip kann man einen echten Narzissten erst dann erkennen, wenn man sehr eng mit ihm zu tun hat.

 

Kann es denn sein, dass es derzeit eine sogenannte „Narzissten-Invasion“ gibt, und zwar länderübergreifend? Man hört es gefühlt wirklich an jeder Ecke, und damit meine ich jetzt den negativen Narzissmus.

Simone: Es ist natürlich so, dass man beispielsweise bei einem Schwangerschaftswunsch nur noch Schwangere in der Fußgängerzone sieht. Das nennt man selektive Wahrnehmung. Das Thema Narzissmus ist zurzeit in den Medien sehr präsent. Man ist quasi schon out, wenn man von sich nicht behaupten kann, eine toxische Beziehung mit einem Narzissten hinter sich zu haben.

Da fällt mir ein, eigentlich ist diese Art von Berichterstattung auch in sich schon fast wieder narzisstisch. Etwas ins Licht zu stellen, wo eigentlich gar nicht so viel ist. Aber ja, es kommt schon immer häufiger vor. Das liegt vor allem daran, dass die Menschen sich immer mehr bewusstwerden, wenn es in ihrer Beziehung oder in ihrer Familie nicht ganz so rosig läuft.

Wenn sie genau hinschauen, stellen sie fest,  dass sie kleingehalten und niedergemacht wurden. Alle, die den Podcast schon länger hören, wissen um die alten Glaubenssätze, wie „Du schaffst das nicht!“ und „Du bist nicht gut genug!“

Wenn du das lange genug gehört hast, erkennst du vielleicht nicht, das jemand genau dasselbe wieder mit dir macht und dir sagt, dass du nichts wert bist, oder dass du nur dann etwas wert, wenn ich an deiner Seite bin. Positiv gesehen habe ich den Eindruck, dass immer mehr Menschen sich bewusstwerden, dass sie manchmal von anderen benutzt oder manipuliert werden.

 

Was sollen diese Menschen im besten Fall machen?

Simone: Wenn sie es erkennen, dürfen sie bei sich schauen, ob es auch ihr Thema ist. Es kann auch einfach nur ein Selbstwertthema sein. Man kann die Kommunikation und den Konflikt mit dem Partner oder mit dem Vater, oder wer auch immer betroffen ist, suchen und für sich einstehen.

Wenn das nicht fruchtet, und der andere wirklich krass reagiert, dann ist es wahrscheinlich, dass man es mit einem Narzissten zu tun hat. Dann sollte man entweder dringend das Weite oder sich Unterstützung suchen.

 

Wie wird man zu einem Narzissten oder werden Narzissten geboren?

Simone: Ich denke, dass beides möglich ist. Auf der einen Seite ist es eine Persönlichkeitsstruktur, die in uns ist. Es gibt sicherlich Menschen, die mit einem gesunden Selbstbewusstsein geboren werden und das auch ausstrahlen. Ein positiver Narzisst ist jemand, der sich bewusst ist, dass er oft im Mittelpunkt stehen möchte, sehr gerne Aufmerksamkeit von anderen hat, und sich selbst besonders wichtig nimmt. Das ist an sich noch kein Problem.

Wenn es nicht nur angeboren ist, wird es meist von der Gesellschaft oder der Familie kreiert. Das ist die Folge von Erziehungsmethoden wie „Mein Kind darf alles“, „Mein Kind ist der König“, „Alle anderen sind nicht wichtig“. Das gibt es auch, und dann ist es anerzogen.

Der Hintergrund ist immer ein mangelnder Selbstwert, das muss man sich vor Augen führen, wenn jemand „so großtut“. Umgangssprachlich bezeichnet man einen Narzissten als jemanden, der andere abwertet und sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Das hat damit zu tun, dass er sich eigentlich nicht wichtig fühlt und den eigenen Selbstwert noch nicht erkennt.

Für den Narzissten an sich ist es die Hauptaufgabe, das zu erkennen und dann daran zu arbeiten. Das ist die Herausforderung, weil es die meisten nicht erkennen, und es daher auch nicht tun, sondern sich wieder das nächste Opfer suchen.

 

Ja, das wollte ich eigentlich gerade fragen: Wissen Narzissten, dass sie Narzissten sind? Wahrscheinlich nicht. Oder sie übersehen es einfach nur?

Simone: Wenn ein Narzisst weiß, dass er einer ist, dann hat er die negativen und krankhaften Geschichten und Handlungsweisen eines Narzissten bereits abgelegt. Das heißt nein, diejenigen, die sich wie Narzissten verhalten, wissen es nicht oder sind sich dessen nicht bewusst.

Gibt es Ausnahmen und leben die das aus? Ja, die gibt es auch. Aber das sind die wenigsten. Die Geschichten von Narzissten, die es genau wissen und aus Bosheit andere Menschen manipulieren, sind eher die Ausnahmen und treffen auf die wenigsten zu. Die meisten tun das, weil sie sich ihres Selbstwertes überhaupt nicht bewusst sind und aus einem reinen Mangel heraus, versuchen andere abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten.

 

Ist Narzissmus heilbar?

Simone: Ja, absolut. Wenn ein Narzisst gemerkt hat, dass er damit ein Thema hat, dann ist das schon der erste Weg zur Therapie des Narzissten. Es kann aber auch eine richtige Psychose werden, und in dem Fall sollte man sich definitiv an einen Experten wenden, um das Ganze zu heilen.

Wenn es einfach nur eine Art der Bedeutungslosigkeit ist, die derjenige fühlt, und die er kompensieren möchte, reicht eine normale Therapie.

Aber wie gesagt, er muss es natürlich zuerst einmal wissen. Übrigens ist das Phänomen definitiv nicht auf Männer beschränkt. Jedoch hören wir natürlich sehr häufig aus der klassischen Opfer-Täter-Kultur, dass es meistens Männer sind. Aber das stimmt so nicht.

 

Gibt es Chancen, eine glückliche Beziehung mit einem Narzissten zu führen?

Simone: Wenn beide Partner sich dessen bewusst und bereit sind, daran zu arbeiten, ist alles möglich. Das ist die sogenannte Co-Abhängigkeit, was bedeutet, dass ein Narzisst sich nicht ausleben kann, wenn er kein Opfer hat, das mitspielt. Das heißt, das Opfer muss erst verstehen, dass es in der Opferrolle ist und aus dieser aussteigen. Der Narzisst dagegen muss erkennen, dass er in einer Täterrolle ist. Wenn beide daran arbeiten, hat die Beziehung eine Chance. Aber das braucht viel Kraft, einen starken Willen und auch sehr viel Zeit.

 

Ich glaube, dass es für viele schwierig ist, aus einer toxischen Beziehung mit einem Narzissten herauszukommen. Selbst wenn man sich von diesem Menschen schon gelöst hat, bleibt trotzdem eine emotionale Abhängigkeit. Warum lässt es einen nicht los?

Simone: Ja, da gibt es einige Aspekte, und es ist nicht immer schön darüber zu sprechen. Trotzdem ist es aber wichtig. Auf der einen Seite haben wir die Abhängigkeit, die aus den abhängigen Strukturen von anderen Menschen entsteht. Meist sind diese Opfer das so gewohnt, denn sie kennen die Strukturen vielleicht von früher, möglicherweise auch aus vorherigen Beziehungen.

Wir hören sehr häufig Sätze wie: „Ich bin schon wieder an einen Narzissten geraten!“ Das heißt, es ist eine Struktur, die in der Person vorhanden ist. Diese zu durchbrechen ist nicht so einfach. Hier ist wirklich ein längerer Prozess in einer Therapie vonnöten.

Auf der anderen Seite ist es aber auch einfacher, einfach in der Situation zu bleiben, denn wir haben ja dann immer jemanden, dem wir die Schuld geben können. Also zu sagen. „Ich muss mich jetzt verändern, ich muss den Mut haben, hier herauszugehen“. Das ist nicht immer einfach, zumal Narzissten auch einen gewissen Glanz mit sich bringen.

Gerade, wenn man in der Öffentlichkeit mit dem Partner oder Partnerin unterwegs ist, zeigt er/sie auch etwas und „macht etwas her“. Den Mut zu haben und zu sagen: „Nein, ich will das jetzt nicht mehr!“, ist manchmal nicht so einfach. Dann ist es doch leichter zu sagen: „Oh je, ich Arme, ich werde so schlecht behandelt!“ Und die Schuld wird einfach weitergegeben.

 

Die Beziehung oder eine toxische Beziehung mit einem Narzissten ist, glaube ich, ein Up and Down der Gefühle, eine Art Achterbahn. Wenn die Gefühle verrücktspielen, kann das schon sehr herausfordernd sein. Darüber sprechen wir in unserer nächsten Podcastfolge und auch, ob es tatsächlich sogenannte „bescheuerte“ Gefühle gibt.

Simone: Das wird sehr spannend: Emotionen und Gefühle.

Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast “zu lesen”

Deine Simone

PS: Wenn du direkt durchstarten möchtest und deine Strukturen, die dich von einem gesunden Nein abhalten, auflösen möchtest, dann melde dich doch bei mir zu einem kostenlosen Beratungsgespräch: www.simonejanak.de/

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